Wissenswertes
Wie Sie sich vor den Folgen von Blitzeinschlägen schützen können
Seit Ostermontag entladen sich über einigen Regionen Deutschlands schwere Gewitter. Zahlreiche Einschläge verursachten zum Teil beträchtlichen Sachschaden, und am 24. April erlag ein junger Mann im Sauerland den schweren Verletzungen durch einen Blitzeinschlag. Vieles an diesem Unglück erinnert an die schweren Blitzeinschläge in Hessen, die im Juli des vergangenen Jahres vier Frauen das Leben kosteten. Die Frauen waren auf einem Golfplatz in Waldeck bei Kassel in ein schweres Sommergewitter geraten und hatten Schutz in einem Holzunterstand gesucht. Ein Blitz traf einen in der Nähe stehenden Baum, ein zweiter entlud sich am Dach des Unterstands. Drei der Frauen starben noch an der Unglücksstelle, die vierte Frau starb einige Tage später im Krankenhaus.
„Im Schnitt sind in Deutschland jedes Jahr 30 bis 50 Menschen direkt oder indirekt körperlich von einem Blitzeinschlag betroffen", schätzt Gerhard Lux, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes. Insbesondere in den warmen Monaten verursachen Regen, Stürme und Gewitter zudem erhebliche Sachschäden. In Deutschland habe sich die Zahl der schadenrelevanten wetterbedingten Naturereignisse seit 1970 in etwa verdreifacht, schreibt die Ergo-Versicherung in ihrer Schadensbilanz Deutschland 2013. „Sommerzeit ist Gewitterzeit, das ist nichts Ungewöhnliches. Aber in diesem Jahr beginnt die Gewittersaison ungewöhnlich früh", sagt Dipl.-Ing. Reyno Thormählen, Vorsitzender des Verbands Deutscher Blitzschutzfirmen e. V. (VDB), mit Blick auf die jüngsten Unwetter. Die Unwetter kommen nicht nur früher – europäische Wissenschaftsakademien warnen zudem vor immer extremeren Wetterereignissen, die der Klimawandel hervorbringt.
Bei einem Blitzeinschlag entladen sich bis zu 200.000 Ampere Stromstärke in nur 0,02 Sekunden, es entstehen Temperaturen von um die 30.000 Grad Celsius. Höchste Lebensgefahr für Mensch und Tier. Einen direkten Blitzeinschlag kann ein Mensch fast nicht überleben – die Hitze und die ungeheure Energie sind zu viel für den Körper. Blitze sind nicht nur beim direkten Einschlag eine Bedrohung: Studien wie die der Fachhochschule Aachen haben ergeben, dass selbst Blitze, die in einigen Kilometern Entfernung einschlagen, schwere Schäden an elektrischen Endgeräten verursachen können.
Wie kann man sich und sein Heim vor den Folgen eines Blitzeinschlages schützen? „Im Grunde bietet nur ein vollständiges Blitzschutzsystem sicheren Schutz für ein Gebäude, seine Bewohner und die Geräte vor den Auswirkungen eines Blitzeinschlages", sagt Reyno Thormählen. Ein vollständiges Blitzschutzsystem umfasst verschiedene Maßnahmen zum äußeren und inneren Schutz eines Gebäudes vor den Folgen eines direkten oder indirekten Blitzeinschlages. Der äußere Blitzschutz schützt das Gebäude beim direkten Blitzeinschlag vor einem Brand und vor Zerstörungen. Innerer Blitzschutz erfüllt zwei Aufgaben: Er muss schnell auf die Überspannung reagieren und er muss hohe Stromladungen gefahrlos ableiten.
Benötigt jedes Haus einen Blitzschutz? Ein Blitzschutzsystem empfiehlt sich insbesondere bei Gebäuden, die aufgrund ihrer Bauart oder ihrer Lage gefährdet sind. Das gleiche gilt übrigens auch für freie Flächen, wie beispielsweise Markt- oder Sportplätze. Die allermeisten Blitzschutzunternehmen bieten eine kostenfreie Beratung an. Dabei werden Themen besprochen wie: Wo steht das Haus und ist es höher als die benachbarten Gebäude? Gibt es wertvolle elektrische Geräte, die man vor Überspannung schützen möchte? Oder im Falle eines freien Platzes: Stehen in der Nähe des Platzes hohe Bäume? Was viele auch nicht wissen: Ein Blitzschutzsystem muss nach der Installation regelmäßig geprüft und instand gesetzt werden, um langfristig sicheren Schutz zu bieten.
„Das Thema Blitzeinschläge ist weniger denn je ein Randthema", so Reyno Thormählen. „Blitze schlagen in Deutschland millionenfach pro Jahr ein. Damit sich die Unglücke aus den vergangenen Jahren nicht wiederholen und damit die Menschen gut vor den Auswirkungen der Blitzeinschläge geschützt sind, empfiehlt der VDB Hausbesitzern und Kommunen, sich mit dem Thema Blitzschutz zu befassen."